Was klingt? – Ergebnisse der Umfrage „Musikvermittlung und Schule“

   | Erstellt von Julia Meggle

Das Spektrum der außerschulischen musikvermittelnden Angebote für Berliner Schüler/innen ist überaus reichhaltig: Die Möglichkeit zu Probenbesuchen in Konzerthäusern, szenisches Interpretieren von Musiktheater, Komponieren und Aufführen eigener Stücke und vieles mehr stellt eine wichtige Ergänzung zum regulären Musikunterricht dar. Umgekehrt sind Schulen und Lehrkräfte für Musikvermittler/innen an Musikinstitutionen, aber auch in der großen freien Szene in Berlin, zentrale Partner/innen. 

Das netzwerk junge ohren hat im Januar 2018 in Kooperation mit dem Berliner Landesverband des BMU eine Befragung initiiert, die sich mit den Bedarfen von Lehrkräften des Fachs Musik an außerschulischen musikalischen Bildungsangeboten beschäftigt. Welche Inhalte und Formate sind für Schüler/innen interessant und für Lehrer/innen und Schulen umsetzbar? Wie kann die Kommunikation zwischen Schule und Kulturinstitutionen funktionieren?

Fast 150 Lehrkräfte haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Teilnehmenden unterrichten vor allem an Grundschulen (57 %) und Gymnasien (27 %), nur wenige von ihnen fachfremd. Die Berliner Bezirke waren durch die befragten Lehrer/innen fast gleichstark vertreten, ebenso gestaltet es sich mit dem Umfang der Berufserfahrung im Schuldienst.

Die eingegangenen Antworten bieten Anhaltspunkte, wie die bereits etablierte Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Musikvermittler/innen zukünftig gestärkt und ausgebaut werden kann.

Welche Inhalte und Formate sind interessant?

Spiegelt das Angebot der Berliner Musikvermittlung auch den aktuellen Bedarf an den Schulen wider? Die Lehrenden wurden zunächst nach Formaten gefragt, die für sie und ihre Schüler/innen interessant sind. Dabei zeichnet sich ab, dass es vor allem attraktiv ist, Kulturinstitutionen wie Konzerthäuser oder Musiktheater selbst zu besuchen. Besonders begrüßt werden partizipative Projekte unter Einbezug der Schüler/innen (Grafik 1).

Als bevorzugter zeitlicher Rahmen für außerschulische Angebote wird mit deutlicher Präferenz das eintägige Angebot genannt. Mittel- und langfristig angelegte Kooperationen, die zwar als nachhaltiger, aber auch aufwändiger gelten können, sind demgegenüber weniger stark nachgefragt (Grafik 2).

Bei der Frage, welche Inhalte die Lehrenden am meisten ansprechen, wird zuvorderst auf zentrale Bereiche des Musikunterrichts wie Instrumentenkunde und Musikpraxis verwiesen, mit geführten Probenbesuchen außerdem ein traditionelles Feld der Musikvermittlung genannt. Doch auch – gerade in Berlin etablierte – Angebote wie Szenische Interpretation und Tanzprojekte werden häufig gewählt (Grafik 3).

In den Erläuterungen der Lehrkräfte wird immer wieder die Frage laut, wie Angebote individuell auf das Curriculum und den Lernstand der Klassen abgestimmt werden können und wie Projekte gemeinsam erarbeitet werden können, um den inhaltlichen Bedarf sowie die Eingliederung in den Schulalltag einplanen zu können:

„Gut wäre eine Übersicht aller existierenden Angebote, regional geordnet. Außerdem braucht es Ansprechpartner, mit denen passgenaue Angebote erarbeitet werden können. Die Lehrenden der Schule sollten auch während der Kooperation bzw. eines Projektes lehrtätig bleiben und nicht nur als Organisator/innen ‚verwendet‘ werden.“

Es wird also einerseits der Wunsch deutlich, das dichte Angebot transparenter zu gestalten und zu sortieren. Daneben zeigt sich die Notwenigkeit einer mit Schule und Lehrer/innen abgestimmten Form der Kommunikation und Organisation und vor allem der Wunsch, Projekte auch konzeptionell gemeinsam zu entwickeln.

Haben außerschulische Angebote im Schulalltag Rückenwind?

Gut zu wissen: Eine positive Resonanz auf Angebote durch außerschulische Musikvermittler/innen seitens der Schulleitung können über 70 % der Befragten versichern – lediglich ein Prozent hat hier nicht den Rückenwind aus der Leitungsebene.

Lehrerinnen und Lehrer können außerschulische Projekte häufig nicht alleine stemmen und benötigen dafür die Bereitschaft aus dem Kollegium, sich gegenseitig zu unterstützen. Der Großteil der Befragten gab an, dass diese Unterstützung abhängig von der Qualität des Angebots sei. Ein nicht zu vernachlässigender Prozentsatz von 14 % kann jedoch eher nicht auf die Unterstützung von Kolleg/innen hoffen. Musikalische Programme außerhalb des Stundenplans müssen somit auch organisatorisch seitens der Musikvermittlung abgedeckt werden, was oft aus budgetären Gründen nicht möglich ist und die Strukturen beider Systeme – Schule und Musikinstitution – womöglich überfordert.

Wer ist in der finanziellen Pflicht?

Die Frage einer Ko-Finanzierung durch die Schulen selbst kommt beim Bemühen um externe Förderung häufig auf – doch können diese überhaupt etwas beisteuern? Und wenn ja, in welchem Umfang? Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Über die Hälfte der Befragten verneint die Frage nach einer möglichen Ko-Finanzierung. Ein nicht unerheblicher Teil (43 %) sieht jedoch Möglichkeiten, durch Mittel der Schule bis zu 500 € zu einem außerschulischen Musikprojekt beizutragen. Lediglich 1 % Schulen der befragten Lehrkräfte können über diese Grenze hinaus mitfinanzieren. 

Positiv fällt auf: Der Großteil der Elternschaft befürwortet außerschulische Musikangebote nach Einschätzung der Lehrenden grundsätzlich. Doch dass damit die Übernahme von Unkostenbeiträgen durch die Eltern nicht garantiert ist, zeigt die Umfrage ganz klar. Über 20 % der befragten Lehrkräfte geben an, dass die Eltern ihrer Schüler/innen keinen Unkostenbeitrag beisteuern könnten, etwa ein Drittel kann maximal 5 € pro Kind investieren.

Fazit

Die Ergebnisse vermitteln einen Überblick über die bisherige Zusammenarbeit zwischen Schulen und Musikvermittler/innen in Berlin, lassen Tendenzen durchscheinen wie den Wunsch nach (mehr) inhaltlicher und organisatorischer Abstimmung und belegen valide, wie es um die Finanzierungsmöglichkeiten seitens der Schulen steht. Mit diesem wertvollen Wissen, das wir dank des Engagements der Befragten sammeln konnten, können Musikvermittler/innen und Kulturinstitutionen nun weiter an Konzepten arbeiten, den Musikunterricht der Schulen mit passenden Musikvermittlungsprogrammen zu ergänzen und im gemeinsamen Bemühen die musikalische Bildung und Teilhabe zu stärken.