Kooperationen von Schulen und Musikschulen

   | Erstellt von Tobias Hömberg

Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Partnern sind in Berlin seit einigen Jahren ausdrücklich erwünscht, um Schule mit dem „gesellschaftlichen Umfeld“ zu verknüpfen.

(Link: www.berlin.de/sen/bildung/schulqualitaet/kooperation_mit_ausserschulischen_partnern). Die Zusammenarbeit mit Musikschulen ist mittlerweile an zahlreichen Schulen etabliert. Im Schuljahr 2011/2012 wurden 120 solcher Kooperationen bei der Senatsverwaltung für Bildung statistisch erfasst.

Verschiedene Tendenzen treffen hier zusammen:

  • Praktisches Musizieren bildet heute an vielen Schulen den Mittelpunkt des Musikunterrichts und kann durch gezielten Instrumentalunterricht gestützt werden.
  • Die Einbindung der Musikschulen in spezielle Konzepte von Instrumentalklassen trägt dazu bei, das Niveau der instrumentalen Fähigkeiten deutlich zu heben.
  • Schülerinnen und Schüler haben durch längere Schultage im Zuge der Schulzeitverkürzung weniger Zeit, nachmittags privat ein Instrument zu lernen. Die Verlegung von Instrumentalunterricht in die Schule wirkt dem entgegen und schafft zusätzliche Angebote vor Ort, etwa im Rahmen des Ganztagsunterrichts.

 

Die Vorteile dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Instrumentalunterricht als alleiniger Musikunterricht durchaus fragwürdig ist:

  • Wenn Musikunterricht allein auf das praktische Musizieren reduziert wird, fehlen vielseitige andere Umgangsweisen mit Musik. Die Erfahrung musikalischer Vielfalt wird verhindert, damit entfallen wesentliche Inhalte des Musikunterrichts.
  • Der Unterricht durch Instrumentallehrer/innen kann und darf den Musikunterricht durch qualifizierte Schulmusiker/innen nicht ersetzen. Das gesamte fachliche und methodische Spektrum von Musikunterricht wird nur durch entsprechend ausgebildete Musiklehrer/innen vermittelt.
  • Nicht zuletzt: Die Aktivität von Schülerinnen und Schülern im instrumentalen Gruppenunterricht ist deutlich geringer als bei privatem Einzelunterricht. Beim Erlernen eines Instruments ist Einzelunterricht damit grundsätzlich effektiver.

 

Die Senatsverwaltung hat im Rahmen eines Modellversuchs im Jahr 2005 ihrerseits Qualitätskriterien und Musterverträge für Kooperationen entwickelt, die dort oder bei Musikschulen selbst erhältlich sind. Die folgenden Beispiele sollen zeigen, wie Kooperationen mit Musikschulen konkret aussehen können und zur Nachahmung oder auch zur Diskussion anregen. Für Nachfragen und weitere Beispiele sind wir dankbar

 


Beispiel: Gebrüder-Montgolfier-Schule, Treptow-Köpenick

  • Kooperation mit der Musikschule im Zusammenhang mit Instrumentalklassen (Profilklassen Musik)
  • Profilklassen Musik in Klasse 7/8: Orchesterklasse oder Gitarrenklasse
  • Musikunterricht in Klasse 7: wöchentlich 90 Minuten Klassenorchester, 45 Minuten weiterer Musikunterricht, 45 Minuten Instrumentalunterricht zusätzlich im Rahmen des Ganztagsunterrichts
  • Anfänger: Instrumentalunterricht in Kleingruppen im Rahmen des Ganztagsunterrichts bei Instrumentallehrern der Musikschule bzw. bei seltenen Instrumenten privat
  • Fortgeschrittene: selbst organisierter Instrumentalunterricht
  • Finanzierung des Gruppenunterrichts durch die Eltern (zur Zeit 32 EUR monatlich), die Schule zahlt den Rest aus dem Budget für den Ganztagsunterricht (ca. 3 EUR pro Schüler/in)

►  Vorteile des Modells:

  • Instrumentalunterricht findet nachmittags in der Schule statt, damit bessere Integrierung in den Schulalltag
  • Verringerung des zeitlichen Aufwands für die Schülerinnen und Schüler (keine zusätzlichen Fahrwege)
  • Geringere Hemmschwellen beim Erlernen eines Instruments für Anfänger/innen
  • Erleichterte Organisation des Ensemblespiels in der Schule

Beispiel: Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Pankow

  • Kooperation mit der Musikschule im Zusammenhang mit Instrumentalklassen (Profilklassen in Klasse 5/6)
  • Mathematisch-naturwissenschaftliche Profilklassen mit verpflichtendem Instrumentalunterricht (sowie Schachunterricht), Hintergrund: Förderung von Transfereffekten
  • Jährlich abwechselnd: Holzbläser- oder Blechbläserklassen, Hintergrund: Unterrichtsorganisation durch die Musikschule
  • Musikunterricht in Klasse 6: wöchentlich 60 Minuten Instrumentalunterricht in der Musikschule (Kleingruppen), 45 Minuten Klassenorchester
  • Finanzierung des Unterrichts durch Honorarmittel der Schule, Eltern zahlen nur für die Instrumentenausleihe

►  Vorteile des Modells:

  • Erlernen eines Instrumentes für alle Schüler/innen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Profilklassen
  • Instrumentalunterricht findet während des Schulvormittags statt, damit optimale Integrierung in den Schulalltag
  • Unterricht ist kostenlos

Beispiel: Beethoven-Gymnasium, Steglitz-Zehlendorf

  • Kooperation mit privaten Musiklehrern für Instrumentalschüler/innen sowie im Zusammenhang mit Instrumentalklassen (Profilklassen Musik)
  • Musikunterricht in der musisch-ästhetischen Profilklasse: wöchentlich 135 Minuten, zusätzlich eine gekoppelte Stunde mit Musik und Deutsch bzw. Darstellendem Spiel
  • Zusätzlicher Instrumentalunterricht (Kleingruppen oder einzeln) für interessierte Schüler/innen in der Schule
  • Abstimmung des Instrumentalunterrichts mit dem Musikunterricht
  • Ausleihe schuleigener Instrumente gegen eine geringe Versicherungsgebühr
  • Finanzierung des Unterrichts durch die Eltern

►  Vorteile des Modells:

  • Instrumentalunterricht findet nachmittags in der Schule statt, damit bessere Integrierung in den Schulalltag
  • Verringerung des zeitlichen Aufwands für die Schülerinnen und Schüler (keine zusätzlichen Fahrwege)
  • Geringere Hemmschwellen beim Erlernen eines Instruments für Anfänger/innen
  • Erleichterte Organisation des Ensemblespiels in der Schule