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   | Erstellt von Amadeus Gegenklang

Amadeus Gegenklang (2014 - Heft II)

„Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben, auf den Moment, der immer bleibt, ein Hoch auf das, was vor uns liegt, dass es das Beste für uns gibt, ein Hoch auf das, was uns vereint auf diese Zeit.“

Verwirrt? Verdreht uns Andreas Bourani den Kopf mit seinem hymnischen WM-Lied aus dem letzten Sommermärchen?  Feiern wir diesen einen Moment oder das, was vor uns liegt?  Und auf welche Zeit vereint uns eigentlich irgendwas? Worthülsen oder tiefes Gebet hinein in die Ursuppe des Unbewussten?

Mein Hund, wenn ich einen hätte, wäre tief befriedigt, jetzt sofort einen Knochen zu bekommen, den er wahrscheinlich so unterm Sofa verstecken würde, dass er und nur er ihn immer wiederfinden würde. Gleichzeitig würde er aber auch das Wissen auf ewig mit mir teilen wollen, dass es SEIN Knochen ist, den ich beim Saubermachen nicht wegzuwerfen hätte. Ab und zu hervorholen, zeigen, ankauen und origineller Weise genau dort wieder verstecken. Das Beste vereint uns auf die Zeit, die vor uns liegt.

In der Zeit, die vor uns liegt, werden wir bald wieder neue Rahmenlehrpläne präsentiert bekommen. Auch im Fach Musik folgt dann wieder nach der Präambel – „lebenslange Freude an Musik anbahnen“ oder so, das Heruntergebrochene (wie eklig!) auf Ziele, Standards, Kompetenzen, diesmal unter dem Diktat der Inklusion: Wir umarmen alle, die früher auf ihre Bedürfnisse zurechtgeschnittene Schulen hatten und schließen sie ein in eine große Gemeinschaft der Bedürftigkeit.

Dann wird es einer noch größeren Kunst als jemals zuvor bedürfen, den Moment zu feiern um Bleibendes zu ermöglichen. Musik entsteht und vergeht doch mit der Zeit und je mehr wir in der Schule Augenblicke von tiefem Musik-Erleben haben können, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass  in Schülern der Wunsch nach mehr Musik, mehr Verständnis, mehr Teilhabe wächst. Den Knochen quasi immer wieder gern hervorholen und ihm Neues abgewinnen. Das könnten wir lernen, wenn wir auf den Hund gekommen sein werden.

Elternratgeber sagen jungen Eltern, die Zeit mit ihren Kindern in zwei Richtungen erlebbar zu machen: Das Hier und Jetzt soll mit gleicher Qualität wertvolle Erfahrungszeit sein wie das Projekt „Auf die Zukunft hin leben und investieren“ immer schon in Schule und Lernzeit gedacht wurde. Lehrerratgeber gibt es zu wenige, aber sie sollten dasselbe sagen: macht euch mit den Kindern eine schöne Zeit (z.B. im vielfältigen Umgang mit Musik) und seht zu, dass genug Potenzial an Andockstellen für Wissen und Können, Mögen, Wollen  und Selbstvertrauen dabei wachsen kann.

„Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, sag mir wo und wann! Wenn nicht wir, wer sonst?“ Noch so ein Text, wo der Sport uns vorsingt, worum es bei der Hundegeschichte geht.