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   | Erstellt von Amadeus Gegenlkang

Amadeus Gegenklang (2014 - Heft I)

Das Jahr 2014 begann mit einem Paukenschlag: Ein zauberhaftes Album, typisch für und das beste seit wurde veröffentlicht.

 

Neues von den Beatles? Madonnas aktuelle Antwort auf Lady Gaga? Ein neuer Star vom ersten Pult der Philharmoniker? Nein, es ging natürlich um das zauberhafte „Wig Out at Jackbags“, „ein typisches Stephan Malkmus-

Album, das beste The-Jicks-Album seit dem Pavement Split 1999“ (Tagesspiegel vom 3.1.14).

Diese Drittelseite im Kulturteil zeigt uns entweder, dass viele Menschen seit 1999 (oder vorher schon?) ganz viel verpasst haben oder dass der Tagesspiegel ein echter Auskenner ist oder dass wir mal wieder begreifen müssen, dass der Diskurs über Musik, Kunst, Kultur im Allgemeinen längst weit zersplittert ist.

Das führt direkt in die Kämmerchen des Lehrer-Schüler-Gesprächs, wo die Kinder etwasverdruckst erklären, warum sie nicht mehr so gern im Chor mitsingen möchten: „Ja, äh,wissen Sie, das ist halt nicht meine Musik. Wenn Sie da so alte Sachen singen wie Fanta 4oder Michael Jackson oder Alicia Keys von vor zwei Jahren. Ich steh da mehr auf Present

Tense oder Ready, Set Fall.“

Meins bleibt meins, wie ich singe und lache. Deins ist nicht unseres und deswegen machen wir nichts zusammen? Immerhin haben viele der heutigen „Stars“ mal im Schul- oder Kirchenchor begonnen und der Trend zum Chorgesang in der Erwachsenenwelt nimmt sogar noch zu. Die Gespenster sitzen schon irgendwie in den Medien, wo Nebenschauplätze

hochgejubelt werden, wenn man sie als erster betreten darf und wo das Neue noch neuer sein muss als bei der Konkurrenz. Und wenn es genug Medien gibt, für jeden seins, dazu genug Events, für viele eins, und ein ermüdender Mainstream kurz vereint um dann schnell wieder Bedürfnisse nach ganz dem meinen Special-Remix zu wecken, wird’s wohl nicht einfacher werden, Musik als Spiegel der Gesellschaft zu deuten. Oder das genau ist es: Puzzle-Kultur mit Überschall.

Der Choriner Musiksommer begann übrigens am 4. Januar 2014 (kein Witz!), die Hits des Jahres werden im Februar als CD-Sammlung verkauft (natürlich ein Scherz: in Wirklichkeit war das 2013 der 25. Oktober, also kurz vor Silvester) und die besten Christmas-Compilations werden Anfang November präsentiert, kurz bevor das Weihnachtsmann-Sortiment den Ostereiern 2015 Platz machen wird. Alles neu, alles frisch. Für den 25.4..2014 wurde heute (2.1.14) die neue CD „Alphatier“ von Marius Müller-Westernhagen“ angekündigt. Zauberhaft, typisch für, das beste seit.

Karl Valentin sagte: „Die Zukunft war früher auch besser.“ Das wird wohl dann gestimmt haben. Für mich jedenfalls.