„So fein und spannend habe ich Klassische Musik noch nie gehört“. So oder ähnlich lauteten die Kommentare von einer 7. und 8. Klasse der Beethoven Oberschule, in der das deutsch-schwedische DUO Gelland am 7.6.15 einen Workshop gab.
Seit nunmehr 30 Jahren arbeiten Cecilia & Martin Gelland, neben ihrer regen Konzerttätigkeit als Duo mit über 100 ihnen gewidmeten Uraufführungen zeitgenössischer Musik, so mit Kindern und Jugendlichen in vielen europäischen Ländern und den USA. Dabei ist es gerade das Zusammentreffen der vermeintlich bekannten „klassischen Musik“ (in unserem Falle Vivaldi) mit neuen Kompositionen, was den Reiz ausmacht.
Nach ihrem Vorspiel kommen sie mit den Jugendlichen ins Gespräch – und wie sie das tun ist ziemlich einmalig und nur schwer mit Worten zu erfassen. Cecilia setzt sich neben ein Kind, um es nach seinen Empfindungen zu der Musik zu fragen, woraufhin sich gleich ein Dutzend anderer Schüler meldet, um Bilder und Stimmungen, die ihnen ein fielen, kundzutun. Anders als im schulischen Kontext verläuft die Gesprächsführung nicht so sehr ergebnisorientiert und setzt nur ganz kleine Impulse, woraus sich dann eine Art freies Assoziieren bei den Schülern ergibt.
Dermaßen gestimmt wechseln die Schüler zu einer Phase eigener Klangexperimente – immer noch in diesem konzentrierten und sensiblen Modus und ohne die schultypi- schen akustischen Begleiterscheinungen. Rücklings auf dem Boden liegend baut eine Gruppe von Bläsern einen dichten Spannungsklang auf, der von einer Gruppe Streichern mit rhythmischen Akzenten versehen wird, um dann in einen dichten Tutti-Klangteppich überführt zu werden. Eingeleitet wird dies durch Handbewegungen zunächst von Martin Gelland, anschließend von zwei als „Klanggestaltern“ agierenden Schülern, die sichtlich Freude haben mit ihren Mitschülern solche „Klanggeschichten“ zu erzählen. „Komisch klang es am Anfang ja schon“ meint Jannis, „aber dann wirkte es plötzlich ganz normal“.
Diese unspektakuläre, ohne langatmige Erklärungsversuche und Lockmittel auskom- mende Näherungsweise macht das Ganze zum Ereignis. Es entsteht – wie selbstver- ständlich – Dichte und Intensität, die im Augenblick gefundenen Klänge entwickeln eine ganz eigene Tonsprache und werden zum selbstverständlichen Kommunikationsmittel – die Schüler finden „ihre“ Sprache. Dass dies dann mit dem Label „Zeitgenössische Musik“ versehen werden könnte, interessiert sie nur am Rande. Es waren erfüllte 90 Minuten, in denen weder Langeweile noch Unruhe aufkam, sondern jeder gespannt auf die Klänge der Anderen wartete. Eindringlicher und unmittelbarer lässt sich Zeitgenos- senschaft eigentlich kaum erfahren.